Online-Mediation hat die Konfliktbearbeitung enorm erweitert. Zuvor war Mediation etwas, was man sich kaum online vorstellen konnte. Heute ist die Online-Mediation per Videokonferenz eine verbreitete, gut akzeptierte Ergänzung.
Online-Mediation: Die Vorteile
Wie gelingt nun aber in Video-Sitzungen der Vertrauensaufbau? Kann man am Bildschirm Konfliktlösungen erarbeiten, die nachhaltig sind? Was ist mit den kleinen, aber wichtigen Signalen von Mimik und Gestik: Geht es wirklich ohne?
Ja, es geht.
Einiges wird über Zoom sogar leichter, man könnte auch sagen: eindeutiger. Als moderne Form der alternativen Streitbeilegung bietet Online-Mediation den Vorteil, dass sich Konflikte häufig schneller und auch günstiger bezüglich den Kosten lösen lassen.
Termine für die Mediation zu finden, wird einfacher. Zudem kann auch leichter auf Randzeiten eine Online-Mediation vereinbart werden.
Meine Erfahrung mit Online-Mediationen ist auch, dass es überhaupt erst möglich wird, flexibel über Landesgrenzen oder Kontinente hinaus Konflikte professionell zu bearbeiten.
Auch hatte ich oft das gleiche Gefühl, wie wenn ich persönlich anwesend wäre. Ich konnte mit Parteien und Beratern jederzeit offen kommunizieren und die für die Mediation notwendigen Beziehungen aufbauen,
Eine Online-Mediation lässt sich teilweise sogar strukturierter moderieren als eine Sitzung vor Ort. Denn das Vorgehen – und vor allem die Fortschritte – werden dank einfachen digitalen Kollaborations-Tools transparent und damit gut erlebbar.
Eine Online-Mediation ist so gesehen viel mehr als nur zusammen reden. Man kann sich dabei auch schriftlich austauschen oder Verhandlungslösungen gemeinsam mit einfach zu bedienenden Kreativitäts-Tools erarbeiten.
Mit diesen Werkzeugen werden die Ergebnisse auch sofort dokumentiert und erhalten dabei eine belastbare Verbindlichkeit.
Gut geeignet für eskalierte Konflikte
Gerade bei hoch eskalierten Konflikten dient die räumliche Distanz der Online-Mediation manchmal auch als Schutz. Konfliktpartner müssen sich nicht real begegnen. Das erleichtert nicht selten den Start in den Prozess. Man muss nicht mit Ehepartner, Ex-Partner oder einem Elternteil im selben Raum sein. Daher kann Online-Mediation vor allem bei Familien-Streitigkeiten und bei der Scheidungsmediation einen entscheidenden Vorteil bieten.
Ideal bei komplexen Konflikten
Zudem können bei Online-Mediationen mehr Personen teilnehmen, ohne dass sich die Kosten und der Aufwand für die Teilnahme wesentlich erhöhen.
Denn insbesondere bei der Mediation in Organisationen in komplexen Fällen mit einer Vielzahl von Streitpunkten kann es hilfreich sein, bestimmte Stakeholder oder Experten in die Mediation einzubeziehen. Die Konfliktbearbeitung per Videokonferenz bietet den Vorteil, dass diese ohne Reiseaufwand und mit begrenztem Zeitaufwand einbezogen werden können.
Dies kann letztlich sogar zu einem aussagekräftigeren Austausch von Fakten führen, was wiederum zu einer Lösung beiträgt.
Online-Mediation: die Herausforderungen
Ein Nachteil kann sein, dass Online-Mediaton als etwas Unpersönliches wahrgenommen. Einige denken, es führe zu einer grösseren Distanz zwischen den Parteien und dem Mediator führt. Ich kann das aus meiner Erfahrung nicht bestätigen. Ich verstehe aber die Bedenken, da ich diese zu Beginn auch hatte.
Wegen der leichten Verzögerung bei der Videokommunikation fehlt natürlich auch der Zugang zur nonverbalen Kommunikationsebene. Das empfindet man zunächst oft als nachteilig. Gleichzeitig trägt gerade dieser Umstand meiner Erfahrung nach auch zur Versachlichung bei.
Ich habe schliesslich auch erfahren, dass Online-Videokonferenzen eine konzentriertere Kommunikation ermöglichen, die auch ein aktiveres Zuhören erfordert, als dies bei einer persönlichen Kommunikation der Fall sein kann.