Klärungshilfe von Christoph Thomann

Was ist Klärungshilfe?

Referat von Christoph Thomann über die von ihm begründete Mediationsmethode Klärungshilfe.*

Nicht gefühlsmässig über Sachen reden, sondern sachlich über Gefühle.

Warum Klärungshilfe wirkt

Die Klärungshilfe ist in Bern entstanden, in meiner ersten Praxis. Ich kam frisch von der Uni, ich hatte eine Paartherapie-Ausbildung abgeschlossen. Ich freute mich auf Konflikte und Paargespräche. Es zeigte sich aber, dass vor allem sehr schwierige Gefühle in meine Praxis kamen. ich musste eine Möglichkeit finden, mich darin zurechtzufinden.

Die Phasen der Klärungshilfe sehen wie folgt aus:

  1. Anfangsphase
  2. Selbstklärung
  3. Dialog der Wahrheiten
  4. Erklären

Wie man daraus ersehen kann, geht es um Vergangenheit und schwierige Gefühle. Ich erkläre Ihnen nachfolgend, wann, warum und wie Klärungshilfe wirkt.

Blick in die Zukunft oder in die Vergangenheit?

Früher hiess es, die Mediation sei ein auf die Zukunft ausgerichtetes Verfahren. Vergangenheit habe darin keinen Platz, diese finde in Gerichtsverfahren und in der Psychoanalyse statt. Klärungshilfe bewegt sich folglich auf Messers Schneide zwischen Gericht und Psychotherapie. Denn man kann nicht verleugnen, dass jeder Konflikt eine Vergangenheit hat, das könnte man belegen, so etwas wäre eben Aufgabe des Gerichts.

Aber es gibt auch für alle Beteiligten ein Erleben.

Wenn jemand einen Konflikt hat, wird er vom Konfliktgeschehen eingesogen. Er kann sich kaum wehren, obwohl er sich vielleicht sagt: „Abwarten, cool bleiben und mal schauen, ob das Ganze vorbeizieht.“ Ich erlebe Menschen in Konflikten oft in einer Problemtrance. Sie haben keine Orientierung und befinden sich in einem Sumpf. Sie leiden, fühlen sich alleine, unverstanden, bedroht, empört und auch enttäuscht.

Verständnis, Entschuldigung und Trost

Dabei zeigt sich auch, dass Konflikte auf der Grundlage einer vorher guten Beziehung viel schlimmer sind. Wer im Konflikt verwickelt ist, sieht sich als Opfer, den andern als Täter. Er sieht sich selbst als normal, den andern als krankhaft. Beide sehen sich als Opfer, als gut, normal, unschuldig, gezwungen und reagierend.

Was sie brauchen würden, wäre Verständnis, Geständnis, Recht bekommen, Entschuldigung, Wiedergutmachtung, Beruhigung und Trost. Doch das bleibt leider Wunsch.

Klärungshilfe – welche Fälle sich dafür eignen

Konfliktverstrickte Menschen wollen sich erklären und rechtfertigen. Sie wollen sich von Schuld befreien. Sie sagen: „Ich wurde gezwungen. Ich musste mich verteidigen. Ich bin das Opfer eines Täters.“

Konflikte im Beruf sind keine Katastrophe, sie können aber leicht zu einer werden. Hauptindikation für die Klärungshilfe ist die Frage: Wollen diese beiden zusammenbleiben? Wenn das von beiden ausgeschlossen ist, dann ist Klärungshilfe nicht der richtige Weg, dann ist der lösungsorientierte Ansatz geeigneter.

Bei einem zwischenmenschlichen Konflikt nützt eine gute Sachlösung alleine nichts, wenn die Würde und das Vertrauen auch Schaden nahmen. Inhaltliche sachliche Fragen werden darum zuerst geklärt. Dann werden die negativen Gefühle identifiziert, etikettiert, akzeptiert und vertieft.

*Transkript eines Vortrags, gehalten am 16.11.2016 in Bern.